Geschichte und Zeittafel von Groß Machnow
Erstmals 1375 im Landbuch Karls IV. als "Magna Machnow" erwähnt, war unser Ort als deutsches Kolonistendorf mit 80 Hufen und 33 Kossäten das größte im Teltow (Orte wie Mahlow und Blankenfelde waren der Herrschaft Groß Machnow zugeordnet). Es besaß zu dieser Zeit bereits eine Kirche, zwei Windmühlen und zwei Krüge.
Die Gutsherrschaftlichen Rechte wechselten des Öfteren. Der Quelle nach fiel das Gut zunächst von Hans von Quitzow und Gericke von Arnim an den Landesherrn. Das war 1414 Burggraf Friedrich, erster Hohenzoller in der Mark. Er veräußerte das Dorf an einen Heintz Donner für 200 Schock böhmische Groschen. Letzterer verkaufte es 1443 dem kurfürstlichen Küchenmeister Ulrich Zeuschel mit Ober- und Niedergericht, Renten und Kirchlehn. Von dessen Sohn fiel es dann an den Kurfürsten zurück, der es einem Thomas Quast verpfändete.
1494 erhielt es Georg Flantz, Hauptmann zu Zossen, für treue Dienste, wechselte dann noch dreimal den Besitzer, bevor es schließlich Ende des 17.Jh. der Freiherr Otto von Schlabrendorff erwarb, an den noch das kunstvolle Denkmal in der Kirche erinnert. Noch zu dessen Lebzeiten interessierte sich König Friedrich Wilhelm I. für diesen Besitz, der es auch schließlich am Ende zäher Verhandlungen nach Schlabrendorffs Tod für 52.000 Taler von dessen Witwe erwarb und seiner Herrschaft Wusterhausen zuschlug.
Dem König hatten es vor allem die Rebhühner und Fasanen, die zahlreich in der Gegend vorhanden waren aber auch extra aus aus dem ganzen Land und sogar Ostpreußen herbeigeholt wurden, angetan, denn er war, wie allgemein bekannt, ein passionierter Jäger.
Zu Beginn des 19.Jh. ging das Gut als Tilgung einer Schuld für Lieferungen an das preußische Heer in Höhe von 170.000 Taler an den Armeelieferanten Jean Simeon Coste, der das Gutshaus, wie wir es heute bewundern können, im Stil des Familienschlosses seiner Frau, die aus Südfrankreich stammte, erbauen ließ. Hiernach wurde der Besitz noch ein paar mal veräußert und verschenkt (einige Grabmale hinter der Kirche erinnern noch an Besitzer aus dieser Zeit), bis es schließlich durch Heirat in den Besitz der Familie von Schierstaedt kam, in welchem es bis zum Ende des 2. Weltkrieges blieb.
Zum Gut Groß Machnow gehörten zwei Vorwerke: Pramsdorf im Westen des Dorfes, als `Prodensdunk` ebenfalls 1375 erstmalig schriftlich als selbständiger Ort mit elf Hufen erwähnt, war nach dem Dreißigjährigen Krieg `wüst`, wurde jedoch wieder besiedelt und erreichte mit 47 Einwohnern im Jahre 1858 die bisher größte Einwohnerzahl. Das Vorwerk Theresenhof nördlich vom Dorf wurde erst 1841 angelegt und nach einer Tochter des damaligen Gutsbesitzers Berend benannt. 1930 war ein Teil des Gutslandes neben der Gemarkung Rangsdorf verkauft und parzelliert worden. Hier entstand die Siedlung Groß Machnow (Neu Machnow). Die auf dem Gebiet liegende Ziegelei stellte die Tätigkeit ein, die Tongrube füllte sich und wurde der Nymphensee.
Nach 1648 war die Bevölkerung im Ort, wie überall in Brandenburg, als Folge der langen Kriegswirren stark dezimiert. So waren von 32 Kossätenstellen 1624, 1652 nur noch 18 besetzt. Bis ins 19. Jahrhundert wuchs Groß Machnow dann langsam wieder. Durch die Siedlung Neu Machnow stieg die Einwohnerzahl sprunghaft an. Kirche und Staat waren getrennt, die Gutsherrschaft hatte keinerlei administrative Funktion mehr. In dieser Zeit wurden zahlreiche Einrichtungen gebaut, unter anderem ein Gemeindebüro in der Winterfeldallee und die Schule in der Großmachnower Straße. Am 1.April 1939 wurde Neu Machnow nach Rangsdorf eingemeindet, wodurch das bis in die 20er Jahre unbedeutende Fischerdorf zum dominierenden Ort wurde.
Nach dem 2. Weltkrieg kamen auch nach Groß Machnow zahlreiche Flüchtlinge und so stieg die Einwohnerzahl wieder. Das für die Wirtschaft im Ort dominierende Gut wurde nicht in der Bodenreform verteilt, sondern als Versorgungsgut der Russischen Streitkräfte genutzt. Zur DDR Zeit prägte die Landwirtschaft mit einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) und einem Volkseigenen Gut (VEG) das Gesicht des Dorfes.
Im Sommer 1990 wurden erste größere Betriebe an der Mittenwalder Straße angesiedelt.
In den letzten Jahren entstanden auf der Gemarkung mehrere Gewerbegebiete, ein großes Einkaufszentrum und neue Wohnanlagen.
Zeittafel
1375 |
Die 1. genaue Nachricht über „MAGNA MACHENOW“ verdanken wir dem Landbuch Kaiser Karl IV. aus dem Jahre 1375. Es war der größte Ort des Teltow mit 80 Hufen ( 1Hufe – 20 bis 50 Morgen ) und 32 Kossäten ( Besitzer einer Kate ). Verschiedene Bürger bezogen Hebungen. Den größten Anteil erhielten 1375 HONOW zu Berlin |
15.JH |
Ritter von QUITZOW und Gericke von ARNIM sind Besitzer fällt dann dem Landesherren Burggraf FRIEDRICH anheim (1. Hohenzoller in der Mark ) |
1414 |
Heinz DONNER kauft das Gut für 200 Schock böhmische Groschen |
1443 |
wird es an Ulrich ZEUSCHEL, dem Küchenmeister des Kurfürsten Friedrich II. verkauft ( Gut Mahlow kommt dazu ) Der Sohn Ludwig ZEUSCHEL wird nach dem Tod des Vaters Besitzer. Nach dessen Tod erhält der Kurfürst das Gut zurück |
1482 |
wird das Gut für 32 000 rheinische Gulden verpfändet an Georg und Thomas QUAST. |
1494 |
bekommt für treue Dienste Georg FLANZ das Gut als Lehnbesitz. Es bleibt im Besitz der Familie FLANZ ( während des 30-jährigen Krieges) |
17.JH |
Die gutsherrlichen Anteile gelangen in den Besitz derer von BURGSDORFF / BORGSDORF |
1691 |
Das Gut kommt in die Hände des Obristen Otto von SCHLABRENDORFF |
1720 |
fallen die Besitzungen an Ewald Bogislaw SCHLABRENDORFF, den Vetter des Verstorbenen. |
1724 |
kauft es König FRIEDRICH WILHELM I. für 52 000 Taler |
1807/10 |
erhält Jean Simeon COSTE das Gut für geschuldete 170 000 Taler |
1834 |
erben nach dessen Tod die Geschwister COSTE, GERN und GROPIUS den Gutsbesitz |
1836 |
erfolgt der Verkauf des Gutes für 140 000 Taler an Kommerzienrat Louis Bacher BEREND / BEEREND |
1838 |
wird es an Sohn Hermann Ludwig verschenkt |
1853 |
ist die Veräußerung des Gutes an den Partikulär von OVEN. |
1855 |
stirbt der Besitzer. Durch die neue Ehe seiner Witwe hat Freiherr von ERHARD das Gut im Besitz. |
1876 |
erwirbt es Rittmeister von WINTERFELD- FELHOW |
1883 |
erbt es dessen Tochter ALICE nach seinem Tod. Sie heiratet Major von SCHIERSTAEDT- DAHLEN. |
1905 |
stirbt Alice. Von nun an bleibt es im Besitz der Familie SCHIERSTAEDT- DAHLEN. |
1945 |
Eine Einheit der ROTEN ARMEE bewirtschaftet 520 ha des Rittergutes Groß Machnow mit dem Ziel der Versorgung der stationierten Truppen. Auch die Verwaltung der Berliner Stadtgüter hat 225 ha zur Bewirtschaftung. |
1951 |
wird das gut mit seinen Ländereien in der sozialistischen DDR in Volkseigentum überführt. Anfang der 50er Jahre entsteht das VEG Groß Machnow |
1990 |
Die Treuhand verwaltet das Gut mit etwa 700 ha. |
1996 |
kauft die Prinz zu Hohenlohe und Banghard GmbH & Co Vermittlungs-KG das Gut. Bebauungsvorschläge liegen vor. Die Gemeinde hat eigene Architekten für die Planung herangezogen. |
2006 |
Die Ciema Bau- und Handelsgesellschaft kauft das gesamte Gut. Der Umbau eines Teils des Gutsgebäudes zur Grundschule hat begonnen. Das ist der Auftakt für die Rekonstruktion des gesamten Gutsensembles. |
2011 |
Die Rekonstruktion ist fast abgeschlossen. |